MISSION weltweit – Ausgaben 2017
23 Foto: Fabian Reinhardt liebenzeller mission aktuell Diese Offenheit finde ich auch in den Psalmen. Hier sind keine Überflieger am Start, sondern Menschen, die sich vor Gott schwach, hilflos und angefochten aussprechen. An welches Ereignis mit der LM denken Sie besonders gerne zurück? Vor vielen Jahren wurde ich von der Freizeit- abteilung angefragt, ob ich als Mitarbeiter für eine Jugendfreizeit in Frankreich zur Verfügung stehen würde. Ich gab zu verstehen, dass mein Französisch kaum ausreichen würde, um vor Ort sinnvolle Konversationen zu führen. Das schien die Verantwortlichen wenig zu beeindrucken. Im Handumdrehen war ich für die Normandie- Freizeit eingeteilt. Nur gut, dass die Leiterin des Freizeithauses auch Englisch verstand. Welches Erlebnis in Ihrer Zeit als Gemeinde pfarrer in Schömberg hat Sie besonders bewegt? Da war sicher manches in der Seelsorge, was mich beweglich hielt und in Bewegung brachte. Vor einigen Tagen wurde ich wieder daran erin- nert, dass uns vergangenes Jahr 40 Jugendliche aus unserer letzten Gemeinde besuchen kamen. Sie traten beimLindenplatzfest in Schömberg auf und machten eine Stunde lang gute Musik. Dabei kam auch nicht zu kurz, dass sie zu Jesus Chris- tus gehören. Jungs und Mädels, die ich in der Schule als Religionslehrer erlebt hatte, Jugendli- che, die im Konfirmandenunterricht Gott näher kamen und jetzt frei und offen von ihm singen. Wobei können Sie entspannen? Mir reichen drei Dinge: Eine Geige. Ein Fahrrad. Eine Ehefrau. Vor einigen Monaten lernten Sie die weltweite Arbeit der LM bei einem Besuch in Sambia kennen. Was war Ihr Eindruck? Ich saß mit Verantwortlichen eines sambischen Kirchenverbundes zusammen im Konferenz- raum. Wir wollten uns um 10 Uhr treffen, um uns ein wenig auszutauschen. Irgendwie kam man- ches dazwischen. Einige konnten nicht pünktlich da sein. Wir unterhielten uns unterdessen ganz ungezwungen. Dabei stellte ich fest, dass alle einheimischen Mitarbeiter Armbanduhren tru- gen. Ich meine, dass ich der Einzige ohne Arm- banduhr war und doch derjenige, der am meis- ten auf die Zeit achtete. Wir sprachen über Got- tesdienste, und sie wollten mir nicht glauben, dass in Deutschland vielerorts der Gottesdienst nach einer Stunde zu Ende ist. Wenn man nach Sambia reist, muss man die Uhr höchstens um eine Stunde umstellen. Und trotzdem ist die Umstellung enorm. So vieles läuft ganz anders. Nicht nur im Hinblick auf das Zeitempfinden. Menschen ticken anders. Auch wenn sich die Zeiten ändern, bleibt die Heraus- forderung: Wie können wir andere Menschen für den Messias Jesus begeistern? Worin sehen Sie Ihre Aufgabe als Direktor der LM? EinDekan sagtemir zuBeginnmeines Pfarrdiens- tes: „Sie bekommen Ihr Gehalt zu Beginn des Monats, denn Sie werden nicht nach Leistung bezahlt, sondern dafür, dass Sie da sind.“ Viel- leicht ist das die erste Leitungsaufgabe: da sein. Was ist Ihr Ziel mit der LM? Wenn erkennbar ist, dass Gott uns führt, dann haben wir schon viel erreicht. Würden wir Mose fragen, was er nach dem Auszug aus Ägypten mit Israel vorhat, hätte er vermutlich geantwor- tet: „Ich will mit Israel im verheißenen Land an- kommen.“ Also: Nicht größer, bekannter oder einflussreicher werden, sondern wissen, was unser Auftrag ist und wohin die Reise geht. Und dann loslaufen. Auch gegen den Trend. Auch durch die Wüste. Da will ich dabei sein. Was wünschen Sie den Freunden und Unterstützern der LM? Ich wünsche unseren Freunden, dass sie nicht von der Liebenzeller Mission sprechen, sondern von unserer Mission. Freunde, die frisch und frei dazu stehen: „Ich bin gern ein Liebenzeller und das ist gut so.“ Die Fragen stellte Christoph Kiess, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit Mit Gemeindeältesten und Verantwortlichen unserer Partnerkirche in Sambia Mitarbeiter Alex Mabimbi informiert Johannes Luithle, wie im Projekt Mushili ertragreiche Landwirtschaft gelingt. Foto: lm-archiv Foto: lm-archiv mission weltweit 11–12/2017
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