MISSION weltweit – Ausgaben 2017
19 missioN weltweit 1–2/2017 iNterKulturelle teams deutsChlaNd darum geht’s Dann lernte sie einen Chinesen kennen, der als Koch in Spanien arbeitete. Sie heirateten und bekamen zwei Mädchen. Sie liehen sich von Freunden Geld und eröffneten ein Restaurant in der Nähe von Tübingen. Doch an einem Tag im Januar 2015 rutschte Frau Zhang mit dem Fahrrad auf einer gefrorenen Stelle aus und schlug so hart mit dem Kopf auf dem Boden auf, dass sie sofort ins Krankenhaus gebracht wer- den musste. Dort lag sie vier Wochen auf der Intensivstation. Dann wurde sie in ein Rehabi- litationszentrum verlegt. Das Laufen musste sie wieder mühsam erlernen. Sie kann wieder spre- chen, aber das Nachdenken und Sich-Erinnern fällt ihr seither sehr schwer. Ihr Mann musste das Restaurant aufgeben, da seine Frau alles Geschäftliche gemacht hatte und sein Deutsch dazu nicht ausreichte. Die Kinder brachte er zu seiner Mutter nach China. Die Schwiegereltern konnten ihm nicht helfen, da sie selbst in finanziellen Nöten steckten. Wie sollte es weitergehen? Keine Arbeit, keine Wohnung, nur Schulden und eine schwerbehin- derte Frau. Herr Zhang stammt aus einer christli- chen Familie, sein Großvater war Prediger einer Kirche gewesen. Einfach weglaufen – das hät- ten bestimmt viele in seiner Situation gemacht. Doch für ihn kam das nicht in Frage. Da Frau Zhang die deutsche Staatsangehö- rigkeit besitzt, werden vom Staat viele Hil- fen angeboten. Doch um in den Genuss solcher Wohltaten zu kommen, musste vieles mit der Krankenkasse geregelt, ein Heimplatz gefunden, die Pflege- stufe, die private Berufsunfähigkeits- rente, Rente, Hartz IV und Sozial- geld beantragt werden. Damit war Herr Zhang hoffnungslos überfor- dert. Jetzt wirkte es sich schmerzlich aus, dass er und seine Schwiegereltern nicht richtig Deutsch gelernt hatten. Herr Zhang tat uns leid. Deshalb opferten wir nicht nur Stunden, sondern regelmä- ßig Tage, um mit ihm auf Ämter zu ge- hen, Formulare auszufüllen, mit Ärzten, Nota- ren und Beamten zu verhandeln. Wenn jemand jung und gesund ist und mit Elan nach Deutschland kommt, dann ist es zwar auch nicht einfach. Aber mit Fleiß und Energie kann vieles erreicht werden. Aber wehe, es geht et- was daneben und man steht alleine da, ohne Familie und Freunde in der Heimat, die einem Rückhalt geben. Hier sind wir als christliche Gemeinde gefordert. Wir können an solchen Unglücksfällen nicht vorbeigehen. Wenn echte Not am Mann ist, dann müssen wir uns daran erinnern, dass Jesus gesagt: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich (nicht) aufgenommen“ (Matthäus 25,35 und 43). Leider ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Jetzt suchen wir nach einer Wohnung und ei- ner Ganztagespflege, damit Frau Zhang aus dem Pflegeheim und die Kinder wieder nach Deutschland geholt werden können. Danke, wenn Sie weiter im Gebet um Weisheit beten, dass zur rechten Zeit die richtigen Entscheidun- gen getroffen werden können und sich die rech- ten Türen öffnen. Siegfried Ulmer l Siegfried und Marianne Ulmer setzen sich seit Jahr zehnten im Missionsdienst unter Chinesen ein. Seit 2011 betreuen sie Hauskreise und chinesische Gemeinden in Badenwürttemberg. Von 1979 bis 2010 waren sie in der Gemeindegründung, theologischen Ausbildung, Frauenarbeit sowie unter Gefangenen in Taiwan tätig. Ihre theologische Aus bildung haben sie in Bad Liebenzell (Siegfried) bzw. St. Chrischona (Marianne) absolviert. vor zwei Jahren erreichte uns die Nachricht, dass eine chinesische frau schwer verunglückt ist. sie war als 17-Jährige mit ihren eltern nach deutschland gekommen, hatte die sprache gut gelernt und arbeitete als Bedienung in chinesischen restaurants. Ehepaar Zhang FoTo: SIEGFrIED ULMEr i Mithelfen: SPEnDEnCoDE 1062-32 Interkulturelle Teams ein unglück im ausland
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