MISSION weltweit – Ausgaben 2017
21 Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir‘s verkünden, deine Ältesten, die werden dir‘s sagen.“ Was passiert, wenn der „Respekt“, die Rückschau fehlt, besingt er in Vers 18: „Deinen Fels, der dich gezeugt hat, hast du außer Acht gelassen und hast vergessen den Gott, der dich gemacht hat.“ Wurzelt unsere Identität in der göttlichen Würde, dann ist sie frei von fromm-narzisstischer Selbstbespiegelung. Daher kann Paulus den Ältesten von Ephesus in Apostelgeschichte 20,24 sagen: „Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus emp- fangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes.“ Die Achtsamkeit dem anderen gegenüber ist die logische Konse- quenz: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“ (Philipper 2,3–5) 3. Respektvolle Selbstannahme Wenn mein Gott mit mir, dem herrlich geschaffenen und doch verlorenen und verdammten Sünder so gnädig umgeht, dann können wir daraus einen evangeliumsgemäßen Umgang mit uns selbst ableiten. Jenseits eines verweichlichten und narzisstischen Selbstmitleids kann dann ein respektvoller Umgang mit mir selbst erwachsen, der sich in zwei Dimensionen zeigt: Einerseits dem Willen zur Härte gegen mich selbst. Andererseits dem Willen zur Gnade mit mir selbst. Paulus spricht im Kapitel der Freiheit des Apostels davon, dass er seinen Leib bezwingt und zähmt. Nicht im mönchischen Stil der Selbstkasteiung, um Gottes Wohlgefallen zu erreichen, son- dern weil er von Christus ergriffen ist. Dieser Wille zur Härte und Strenge gegen uns selbst ist wenig Inhalt in Predigten und Büchern, weil so gar nicht modern. Daher auch wenig gelebt. Was uns gut gelingt, ist der Wille zur Gnade mit mir selbst, aus der aber allzu schnell die billige Gnade wird und daher wir- kungslos bleibt. Der respektvolle Umgang mit mir selbst braucht die Ausgewogen- heit zwischen demWillen zur Strenge und demWillen zur Gnade. Wo ich dies an mir selbst lerne, wird es sich auch auf den Um- gang mit anderen auswirken. Wer nur gnädig ist mit sich selbst, der wird gleichgültig gegen die anderen. Wer nur streng ist gegen sich selbst, wird im Hochmut den Respekt vor anderen verlieren. 4. Respektvoll miteinander umgehen, weil es Gottes Herzenssache ist Im fast inflationär gebrauchten Wort „einander“ zeigt das Neue Testament auf, dass der Traum von Achtsamkeit und respektvol- lem Umgang miteinander Wirklichkeit werden kann. Achtsam- keit und Respekt sind schließlich Gottes Herzenssache. Christian Kimmich hat eine landwirtschaftliche, theologische und therapeutische Ausbildung, war viele Jahre EC-Jugendreferent und Leiter eines Seelsorgehauses und ist heute Gemeinschafts- pastor und Referent für überregionale Aufgaben im Liebenzeller Gemeinschaftsverband, Gastdo- zent an der Internationalen Hochschule Liebenzell und Landwirt im Nebenerwerb. Mit seiner Frau Eunike betreibt er ein Gäste- haus. Die beiden haben vier Kinder und wohnen in Sterneck bei Freudenstadt. WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG VON CHRISTIAN KIMMICH l Römer 15,7: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenom- men hat zu Gottes Lob.“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir uns ge- genseitig so annehmen, wie Jesus Christus uns angenommen hat. l Philipper 2,3: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir in Demut den andern höher achten als uns selbst. l 1. Petrus 4,10: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir einander dienen mit der Gabe, die er uns gegeben hat. l 1. Thessalonicher 5,11: „Darum ermahnt euch untereinander, und einer erbaue den anderen, wie ihr auch tut.“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir einander ermahnen und erbauen. l Jakobus 5,16: „Bekennt also einander eure Sünden und betet für- einander, dass ihr gesund werdet.“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir einander unsere Sünden bekennen und füreinander beten sollen. l Epheser 4,32: „Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir freundlich und herz- lich miteinander umgehen und uns gegenseitig vergeben. l 1. Thessalonischer 3,12.13: „Euch aber lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe untereinander und zu jeder- mann, wie auch wir zu euch haben, ...“ ‣ Gott legt uns ans Herz, dass wir in der Liebe untereinander und gegen jedermann immer reicher werden und wachsen. Wo dieses „einander“ respektiert wird, ist das achtsame Bezie- hungsquadrat nicht nur ein Traum: 1. Wir – statt ich (absolut) l Den anderen höher achten als sich selbst. l Zwischen ich und wir klare Grenzen ziehen. l Was bringt dem anderen einen Vorteil? l Nur wo ein gesundes ICH ist, gibt es auch ein gesundes WIR. l Bei Jesus lernen: Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen … mein Leben als Lösegeld zu geben. 2. Kritik und Korrektur – statt Empfindlichkeit l Frustration ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung. l Persönlichkeitsentwicklung braucht Zuwendung und Kritik. l Kritikfähigkeit: Ich bin nie nur Opfer, immer – oder meistens auch Täter! 3. Mitfühlen – statt Gefühlskälte l Weinet mit den Weinenden. l Keine Gaffer, sondern Schaffer. 4. Wertschätzung – statt Entwertung l Danke sagen = Wertschätzung l Bitte sagen = Wertschätzung l Vergebung leben = Wertschätzung Der respektvolle Umgang mit mir selbst braucht die Ausgewogenheit vom Willen zur Strenge und dem Willen zur Gnade. FOTO: PRIVAT MISSION weltweit 7–8/2017
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