MISSION weltweit – Ausgaben 2017

12 darum geht’s Niger Es gibt viel Hunger, Unterernährung und häu- fig wiederkehrende Krankheiten. Das Leben ist hart. Die Kultur und die Religion tun ihr Üb- riges dazu. Dann heißt es „Inschallah“ – Allah will es so. Dabei wird die eigene Verantwortung völlig zurückgedrängt. Eine Begebenheit war mir sehr eindrücklich. Ich gebe sie aus meiner Erinnerung wieder. Den Namen der Frau und einzelne Details weiß ich nicht mehr. Ich nenne sie Hadiza. Hadiza, eine schwangere junge Frau, wurde nachts wegen Beschwerden ins Galmi-Hospital eingeliefert. Ihr Ehemann war mitgekommen. Ein Kollege nahm sie auf. Morgens traf ich Hadiza bei der Visite im Kreißsaal. Beim Un- tersuchen fiel auf, dass der Bauch druckemp- findlich war. Schmerzen hätte sie kaum, gab sie auf meine Frage an. Eine kurze Ultraschall- untersuchung ergab die Diagnose „geplatzte Eileiterschwangerschaft“. Sie blutete also in den Bauchraum hinein. Ich erklärte ihr: „Du brauchst jetzt dringend eine Operation, damit wir die Blutung stoppen können.“ Hadiza woll- te nicht: „Mein Mann ist nach Hause gegangen. Ohne seine Zustimmung kann ich mich nicht operieren lassen.“ „Hat er ein Handy, damit wir ihn anrufen können?“ „Nein, wir haben keines.“ Auch von Nachbarn oder Verwandten war keine Telefonnummer bekannt. Wann ihr Mann wie- derkommen würde, war unklar. Heute Abend? Morgen? So lange konnten wir nicht warten, aber Hadiza bestand darauf, dass wir sein Kom- men abwarten müssten. Ich versuchte, sie zu überzeugen: „Dein Mann hat dich doch gebracht, damit wir dir helfen. Wenn du nun stirbst, bevor er kommt, wird er mit uns nicht zufrieden sein.“ Sie blieb fest: „In- schallah“, dann hat Allah es so gewollt. Auch Argumente, dass Gott doch will, dass sie lebt und dass er sie deshalb zu uns gebracht Krankheit und tod: inschallah – allah will es so in vielen ländern und Kulturen gehören Krankheit und tod einfach zum leben dazu. in Niger ist das besonders ausgeprägt: dort sterben viele Babys und Kleinkinder, und auch kranke junge menschen überleben nicht und werden zu grabe getragen, weil sie nicht ärztlich versorgt werden konnten. Bei uns in deutschland hätte man sie behandeln können. Krankenhausalltag in Galmi Mithelfen: SPEnDEnCoDE 1520-32 niger

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