MISSION weltweit – Ausgaben 2015

DArum GEHt’s PAPuA-NEuGuiNEA 18 Mary ist eine großartige Frau. Ge­ meinsam mit ihrem Mann Ben hat sie einige Jahre in Mikronesien eine Schule geleitet und danach eine kirchliche Oberschule gera­ dezu „auf Vordermann“ gebracht. „Gott hat meinen Vater in beson­ derer Weise gebraucht“, erinnert sie sich. „Erwar einer der Ersten im Stamm, der sich zum Glauben an Jesus bekehrte. Aber mein Vater hat nie lesen gelernt. Zu seinem Erstaunen konnte er auf einmal, als er nach einem Gottesdienst in der Bibel des Missionars blätterte, die Worte erkennen und verstehen. Sein ganzes weiteres Leben lang las er jeden Tag in der Bibel, hat daraus weitererzählt und gepredigt. Der Heilige Geist hat ihm die Augen für dieses Buch geöffnet! Gott kann!“ Geradezu unglaublich mutet uns diese Story an. Aber Mary ist keine ungebildete Frau aus dem entlegenen Urwaldgebiet, der man einen Bären aufgebunden hat, sondern ist als Tochter dieses ungewöhnlichen Christen aufgewachsen und später Lehrerin geworden. Die Rolle des Vaters und des Geistes Für viele neuguineische Christen hat der Heilige Geist eine wichtige Bedeutung. In den meisten Stämmen Neuguineas spielt tradi­ tionell der Vater keine große Rolle im Leben der Kinder. Die Sippe er­ zieht und jeder ist Teil eines grö­ ßeren, wichtigeren Ganzen. Zum Clan gehören auch die Geister der Verstorbenen. Der Umgang mit der unsichtbaren Welt ist für Neu­ guineer Teil ihrer Welt. Der „Glas­ man“ (Schamane) schaut wie in der bei uns sprichwörtlichen Kris­ tallkugel in diese Wirklichkeit und erklärt die Zusammenhänge von Krankheit, Missernte und Tod mit der Geis­ terwelt oder der Magie der feindlichen Stämme. Eine gute, von Ehrfurcht geprägte Haltung ge­ genüber den Ahnen hilft zum guten Leben. So ist es nicht erstaunlich, dass für viele Chris­ ten nicht Gott, der Vater, die zentrale Stellung einnimmt, sondern der Heilige Geist. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum Pfingst- und cha- rismatische Kirchen einen so starken Einfluss in zuvor animistischen Gegenden gewinnen. Bei ihnen tritt der Umgang mit dem Heiligen Geist stärker in den Vordergrund. Manipulationsversuche Fatal für die Gemeinde wird es dort, wo das Ein­ greifen des Heiligen Geistes zum Prinzip erho­ René und Elisabeth Bredow leben mit David, dem Jüngs- ten ihrer vier Kinder, derzeit im Hochland von Papua-Neu- guinea. rené ist teamleiter, beide kümmern sich im inter- nat in ukarumpa um Kinder und Jugendliche, deren Eltern als Bibelübersetzer in abgelegenen Gebieten arbei- ten. Vor ihrer theologischen Ausbildung in Bad Liebenzell war rené maschinenschlos- ser und Elisabeth Arzthelferin von Beruf. seit 1990 missions- einsatz in Papua-Neuguinea, dann als missionsreferent in Deutschland und als Dozent in südostasien. „mein Vater liegt im sterben, deshalb habe ich mich so schnell wie möglich auf den weg gemacht.“ mary taniola sitzt bei uns am tisch. Gemeinsam haben wir in der Bibel gelesen und miteinander gebetet. in zwei stunden geht ihr Flug weiter ins Hochland von Neuguinea. Der Heilige Geist und die Geister mein Vater hat nie lesen gelernt. Zu seinem erstaunen konnte er auf einmal, als er nach einem gottesdienst in der Bibel des missionars blätterte, die Worte erkennen und verstehen. Hochland von Papua-Neuguinea

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