MISSION weltweit – Ausgaben 2015

8 DArum GEHt’s sPANiEN Nach dem Gottesdienst ging Theo auf sie zu und fragte, was sie denn genau damit gemeint habe. „Ich habe eine Prophetie gehabt, der Herr hat es mir aufs Herz gelegt”, sagte sie ganz selbstver­ ständlich und fügte etwas vorwurfsvoll hinzu: „Schau doch mal die Leute an, die in die Ge­ meinde kommen!“ Solche und ähnliche Dinge geschehen in ver­ schiedenen Gemeinden immer wieder. Das führt zur Frage: Was ist eigentlich Prophetie? Gibt es sie heute noch? Wie hat Theo reagiert? Er kritisierte die skan­ dalöse Form mitten im Gottesdienstgebet und ermahnte sie, zunächst ihr Leben in Ordnung zu bringen und ihre Kinder gerecht zu behan­ deln. Sie waren wegen ständigem Streit in der Familie ausgezogen. Eine solche Reaktion hatte die Frau von Theo nicht erwartet und sie blieb daraufhin der Gemeinde fern. Mehrmals hatte Theo in unserer Gemeinde über das Thema Prophetie gesprochen. Es ist ein Thema, das alle beschäftigt und viele Fra­ gen aufwirft. „Wer würde gerne eine Prophetie erhalten?“, fragte Theo während einer Predigt. Einige hoben die Hand. „Seid ihr wirklich bereit dazu?“ Theo erklärte, dass eine Prophetie meist mit einem Auftrag verbunden ist oder auch ei­ Es war während der Gebetszeit im Gottesdienst. Die ältere spanierin stand plötzlich auf und verkündete unüberhörbar und mit zitternder stimme: „sieh auf dein Volk, Herr!” sie schrie heulend auf und wiederholte denselben satz mehrmals. Prophetie und Geistesgaben nen falschen Lebensstil aufdeckt. Nach seiner Ausführung fragte er noch einmal. Dieses Mal sah er bedeutend weniger erhobene Hände. Prophetie hat nicht notwendigerweise mit der Zukunft zu tun Die Vorstellung, dass sich Prophetie nur auf die Zukunft bezieht, trifft in den wenigsten Fäl- len zu. Wer die Bibel untersucht, merkt, dass die Propheten im Alten Testament zu rund 90 Prozent aktuelle Missstände anprangerten. Das führt zur nächsten Beobachtung: Prophetie ist nicht immer angenehm Wenn Gläubige in andere Gemeinden wechseln, in denen die „persönliche Prophetie“ nach der Predigt praktiziert wird, ist das nicht notwen­ digerweise falsch. Es liegt allerdings eine große Gefahr darin. Der Pastor steht – um keines sei­ ner neuen Mitglieder zu verlieren – unter Druck und wird nichts Negatives sagen. Und wenn „Ehemalige“ zurückkommen, muss in der Seel­ sorge oft mühsam die falsche Prophetie anhand der Bibel „zurechtgebracht“ werden. Micha hatte mit 400 falschen Propheten zu tun (2. Chronik 18). Auf Jeremia, den wahren Pro­ pheten, kamen nicht wenige falsche, die ange­ Prophetie/Prophetische Rede ist eine der im Neuen testament erwähnten Geistesgaben für Gläubige und eine vom Heiligen Geist gewirkte weissagung oder Offenbarung. Nach 1. Korinther 14 soll sie aufbauen, ermahnen, trösten und lehren. sie kann Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges umfassen und hilft, Zusammenhänge und wahrheiten zu erkennen und die Geister zu unter- scheiden. Nie wird sie im Gegensatz zum wort Gottes stehen (römer 12,6f). Die Gemeinde in Marbella – ein Mix aus vielen Kulturen

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