MISSION weltweit – Ausgaben 2015
24 verlieren. – Diese Begebenheit zeigt, wie leicht es auch Christen passieren kann, sich in den Fesseln der unsichtbaren Welt zu ver- stricken, und wie schnell man aus dem Blick verlieren kann, dass wir einen souveränen Gott anbeten, der nicht nur unsere Ver- gangenheit kennt, sondern auch unsere Zukunft (Jeremia 29,11). Die Geisterwelt: Naturgeister und die Geister der Verstorbenen Eine andere Dimension der unsichtbaren Welt ist im malawi- schen Kontext der Glaube an die Geister. Die meisten Malawier glauben, dass die Welt dicht besiedelt ist von guten und bösen Geistern, zu denen die Naturgeister und die Geister der ver- storbenen Verwandten gehören. Die guten Geister können be- schützen und segnen, während die bösen Geister viel Schaden anrichten und deshalb ständig durch spezielle Magie oder Opfer besänftigt werden müssen. Naturgeister existieren ohne bestimmten Namen und können mit natürlichen Dingen wie Flüssen und Bergen assoziiert werden. Manchmal können Naturgeister auch Geister von verstorbenen Vorfahren sein, die man zwischenzeitlich in der Dorfgemeinschaft vergessen hat. Deshalb, so glaubt man, sind diese Geister oft är- gerlich und attackieren von Zeit zu Zeit ihre lebenden Nachkom- men mit einer Fülle von Schicksalsschlägen. Bei Frauen würden sich solche Angriffe oft in Form von Fehlgeburten auswirken. Meine eigene Mutter zum Beispiel war in ihrem Leben elfmal schwanger. Aber sie hat nur vier Kinder geboren, alle anderen waren Fehlgeburten. Man sagt, dass böse Geister die Ungebore- nen töten und ihr Blut trinken. Um lebende Kinder zu bekom- men, hatte sich meine Mutter bei jeder Schwangerschaft einem bestimmten Exorzismus unterzogen. Während es schwierig ist, einen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu bewei- sen, sprich zwischen Exorzismus und lebenden Kindern, war es für ihre Erfahrung und ihre Wahrnehmung eine Realität: Durch die Fehlgeburten und die Exorzismen hatte die unsichtbare Welt einen Einfluss auf ihr persönliches Leben. Kommunikation durch Geister Die Geister der Verstorbenen, die bei den Lebenden immer noch in Erinnerung sind, werden als Teil der Familie verstan- den und können im Kampf gegen Böses hilfreiche Verbündete sein. Manchmal können diese Geister direkt zu den Menschen sprechen, indem sie von einer Person Besitz ergreifen, die ihre Ge- danken und Wünsche kommuniziert. Als kleiner Junge wuchs ich in einer Familie auf, in der mindestens zweimal im Monat ein Geist auf eine unserer Tanten kam und durch sie zukünftige Ereignisse voraussag- te. Zum Beispiel konnte der Geist sagen, dass ein kranker Verwandter bald sterben und auch, in welchem Zeitraum das passie- ren würde. Manchmal sagte uns der Geist, wie es einem unserer Cousins in einem fer- nen Distrikt erging. Wenn die erhaltene Information nach einiger Zeit nachgeprüft wurde, stellte man meistens fest, dass es der Wahrheit entsprach, was der Geist gesagt hatte. In einer sehr ländlichen Gegend ohne moderne Gesundheitsver- sorgung und ohne Telefon diente die Geistbesessenheit also nicht nur der Diagnose, sie war auch der einzige Weg, etwas über Be- kannte zu erfahren, die irgendwo anders lebten. Trotzdem, und das entspricht der biblischen Verurteilung dieser Praxis, kamder Geist nie mit guten Nachrichten. Jedes Mal war die Botschaft eine Verurteilung oder eine Warnung vor einem Unglücksfall. Immer hatten die Sitzungen der Geistbesessenen einen bitteren Nach- geschmack: Angst, ein Gefühl der Hilflosigkeit und manchmal heftige Streitereien, die danach das Miteinander in der Familie prägten. Dies zeigt auf, wie die unsichtbare Welt und ihr Einfluss viele soziale und geistliche Probleme verursachen kann. Das Wort Gottes verurteilt ausdrücklich die Kommunikation mit den Toten (5. Mose 18,10-11). Trotzdem ist im malawischen Kontext die Versuchung, die Toten zu konsultieren, für viele Christen immer noch eine große Herausforderung, vor allem in Situationen, wenn alle anderen Möglichkeiten versagt haben. Die unsichtbare Welt zeigt hier enormen Bedarf an geistlicher Auseinandersetzung. Die Macht des Evangeliums im Kontext der unsichtbaren Welt Trotz des anhaltenden Einflusses der unsichtbaren Welt auf das malawische Volk gibt es eine Massenbewegung dahingehend, dass Malawier in Christus neue Hoffnung finden und frei wer- den von den Mächten der unsichtbaren Welt. Viele malawische Christen erleben in vielfacher Weise, dass Jesus in der geistlichen Auseinandersetzung der Stärkere ist. So konnte ich – aufgewach- sen inmitten von regelmäßigen Begegnungen mit der Welt der Magie, der Zauberei und der Geistbesessenheit, wo die großen Vorbilder meistens die Medizinmänner waren – trotzdem den Herrn kennenlernen. Das hat dazu geführt, dass meine Erfah- rungen mit der unsichtbaren Welt der Vergangenheit angehören. Viele Pastoren, mit denen ich befreundet bin, kommen aus dem gleichen Hintergrund wie ich, und wir dienen heute treu dem Herrn in unterschiedlichen Aufgaben. Was wir tun ist: „Ich ver- gesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach der Herrlichkeit, die da vorne ist” (Philipper 3,13). Deshalb stehen wir in dieser geistlichen Auseinandersetzung und gewinnen mit Gottes Hilfe gegen die Intrigen des Bösen. die angst, die durch die hexerei verursacht wird, ließ und lässt auch christen vergessen, dass der, der in ihnen ist, stärker ist als die mächte der unsicht- baren Welt. WEiTERDENKEN >> GASTbEITRAG VoN LouIS NDEKHA Medizin und Zaubergegenstände im Straßenverkauf foto: ute koLeWe
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