MISSION weltweit – Ausgaben 2015
23 DAS EMpfEHLEN WIR MISSIoN weltweit 3–4/2015 WEiTERDENKEN >> GASTbEITRAG VoN LouIS NDEKHA Wohlstand zu erlangen. Die Fähigkeit dazu hat er sich bei einem Zauberer erworben. Die Magie ließ sein Geschäft boomen, er hatte viel Geld und alles, was sich ein reicher Mann in seinem Umfeld wünschen konnte. Das Einzige, was er damals nicht hatte, war Frieden. SeinWohlstandwaranBedingungengeknüpft. Einedavon war, dass er jährlich ein menschliches Opfer zu bringen hatte. Entweder eines seiner Kinder oder jemand aus der nahen Verwandtschaft. Im Laufe der Zeit wurde ihm klar, dass er, so wie die Dinge liefen, die Bedingungen für die Magie nie er- füllen konnte. Irgendwann würden alle seine Kinder und Verwandten geopfert sein. Dies bestätigt die Behauptung von Jesus, dass der Teufel ein Lügner ist (Johannes 8,44). Er wird dir eine bestimmte Sache ge- ben, dich dafür aber komplett gefangen neh- men. Am Ende verlierst du alles – einschließlich deines Lebens. Unserem Gemeindeglied und Bruder in Christus wurde damals eine mutige Entscheidung abverlangt: Er musste sich von diesen unsichtbaren Mächten lossagen und Jesus folgen. Heute ist er materiell arm, aber ein glücklicher Mann im Glauben an Jesus. Jeder Lebensbereich ist betroffen Wenn Einzelne oder auch eine Gruppe in Malawi einem Unglück begegnen, werden oft magische Zusammenhänge vorausgesetzt. Vor nicht allzu langer Zeit gab es bei uns eine Schlägerei zwi- schen den Fans von zwei großen Fußballvereinen. Dabei kam ein Mensch ums Leben. Die Familie des Verstorbenen drohte bei- den Teams an, dass sie nach diesem Vorfall keine weiteren Siege erlangen würden. Und so war es: Beide Mannschaften stiegen in der Liga ab, weil sie ein Spiel nach dem anderen verloren. Dadurch wurde ihnen klar: Ihr Schicksal wäre besiegelt, wenn sie nicht einen Weg finden würden, die Trauerfamilie zu besänf- tigen. Beide Mannschaften trafen die Entscheidung, gemeinsam ein Benefizspiel zu veranstalten und den Gewinn der Familie des Verstorbenen zu überreichen. Erst nach dieser Geste ging es für die Mannschaften wieder deutlich aufwärts. Dieses Ereignis zeigt, dass in Malawi die Erfahrung der unsichtbaren Welt alles durchdringt. Sie berührt jeden Lebensbereich, auch den Sport und dessen Management. Spirituelle Fähigkeiten, die Schaden zufügen Hexerei verleiht jemandem die Fähigkeit, seinen Körper zu ver- lassen und Unglück oder Tod über andere Personen zu bringen. Es bedarf dabei keiner sichtbaren Objekte wie Glücksbringer oder Amulette. Es ist vielmehr eine persönliche innere spiritu- elle Fähigkeit, jemandem Schaden zuzufügen. Entsprechende Vorkommnisse ereignen sich in Malawi ständig und an verschie- densten Orten. Herausforderungen und Bezichtigungen der Hexerei bedeuten ein ernsthaftes Problem für unzählige christliche Gruppen und Kirchen. Ich erinnere mich lebhaft an eine Begebenheit, bei der eine Bibelschul-Mitarbeiterin der Hexerei bezichtigt wurde. An der Schule waren sowohl malawische Dozenten als auch auslän- dische Missionare tätig. Der Mitarbeiterin wurde vorgeworfen, Kindern in ihrem Dorf Hexerei beizubringen. Als diese Nach- richt die Bibelschule erreichte, waren die meisten malawischen Mitarbeiter der Ansicht, dass die beschuldigte Person entlassen werden müsse, um den Ruf der Schule nicht zu gefährden. Die ausländischen Missionare dagegen konnten nicht glauben, dass es sich hier um eine ernst zu nehmende Anschuldigung handelte. Sie gingen von einer bösartigen Verleumdung aus. Schließlich wurde die betroffene Mitarbeiterin entlassen. Dies verursachte allerdings einen schweren interkulturellen Konflikt unter den Mitarbeitern der Bibelschule. Ängste verhindern Fortschritt und Bindungen Die Praxis der Hexerei ist schon seit langer Zeit ein gravierendes Hindernis für die Entwicklung, vor allem im ländlichen Malawi. Bis vor Kurzem war es schwierig, in ländlichen Gegenden ein modernes Haus zu bauen. Wer sich von den anderen unterschied, wurde leicht ein Ziel von Hexerei. Das Ergebnis war, dass auf dem Land das mit Gras gedeckte Haus der Normalfall war. Jeder Versuch, anders zu sein, wurde niedergetreten und bedeutete für den Besitzer meistens den Tod. Die Angst, die durch die Hexerei verursacht wird, ließ und lässt auch Christen vergessen, dass der, der in ihnen ist, stärker ist als die Mächte der unsichtbaren Welt, die sich in der Hexerei offenbaren (1. Johannes 4,4). Die meisten Krankheiten, Tod und Unglück werden von vielen Menschen inMalawi der Hexerei zugeordnet. Kürzlich traf ich eine junge gläubige Witwe. Seit dem Tod ihres Ehemanns vor sechs Jahren habe sie den Wunsch, wieder zu heiraten. Aber leider mit wenig Erfolg. Jeder denkbare Kandidat ändere seine Absicht nach einiger Zeit. Deshalb sei sie inzwischen davon überzeugt, dass ihre Schwiegermutter einen Fluch auf sie gelegt habe. Wie kam die junge Frau zu der Annahme, verflucht zu sein? Sie hatte auch noch nach dem Tod ihres Mannes die Schwiegermutter unter- stützt und von anderen Leuten gehört, dass ihre Schwiegermut- ter nicht wollte, dass sie wieder heiratet. Sonst würde sie sie der teufel ist ein Lügner. er wird dir eine bestimmte sache geben, dich dafür aber komplett gefangen nehmen. foto: dustin Waters foto: eLke Pfrommer Kind mit Schutzamulett
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