MISSION weltweit – Ausgaben 2015
pApuA-NEuGuINEA DARuM GEHT’S 21 MISSIoN weltweit 3–4/2015 sche Ernährung? Zu viel geraucht? Genetisch bedingt? Ein Neuguineer hingegen würde fra- gen: „Wer hat das verursacht? Wer hat das mit welcher Macht verursacht?” Und bei vielen hier ist die Vorstellung von Geistesmächten, die Ein- fluss auf ihr Leben haben, so stark, dass sie da- für töten. Die unsichtbare Welt und die christliche Kirche In den vergangenen Monaten haben sich in PNG mehrere Konferenzen mit dem Thema „Zauberei und Tötungen” beschäftigt. Auch gut ausgebildete Neuguineer glauben an übernatürliche Kräf- te, die schaden oder töten kön- nen. Zauberei und der Umgang mit diesem Phänomen sind echte Themen, auch für die christlichen Gemeinden. Wenn ihre Verkündi- gung das Wirklichkeitsverständ- nis der Einheimischen nicht er- reicht, tarnt christlicher Glaube lediglich animistische Vorstellun- gen und Praktiken. Wie bei einem Stück Kuchen mit Puderzucker überdecken dann die christlichen Formen (der Guss) die Substanz des Evangeliums (den Kuchen). Die gleichen Leute, die sonntags zum Gottesdienst kommen, werden nach wie vor von magischen Ängsten getrieben oder beteiligen sich gar an der Verfolgung und Verbrennung von vermeint- lichen Zauberern und Hexen. Das Weltbild der Bibel und ein neuer Machtbereich In der Bibel wird uns kein westliches Weltbild vermittelt, das das Unsichtbare ausschließt. Im Gegenteil: Sie berichtet von Menschen, die ma- gische Fähigkeiten hatten und diese auch aus- übten. Beispiele sind die Hexe von Endor, die Saul konsultierte; Besessene, die Jesus freisetz- te; Magier, mit denen es Paulus zu tun hatte. Es geht in diesen Berichten nicht um parapsycho- logische Tricks, sondern um ein Wirklichkeits- verständnis, das näher an dem neuguineischen liegt als an westlichen Vorstellungen von Ursa- che und Wirkung. Welche seelsorgerliche Orientierung bieten Kirchen in PNG im Umgang mit Phänomenen der unsichtbaren Welt? Das Neue Testament berichtet, wie Menschen zum Glauben fanden und getauft werden wollten. Dieser Schritt war weniger mit einem formalen Eintrag in ein Kir- chenbuch als mit dem Eintritt in einen neuen Machtbereich verbunden. Im ersten Brief an die Thessalonicher schreibt Paulus, dass die Chris- ten dort das Evangelium nicht nur als Botschaft, als Wort, aufgenommen hatten, sondern als das, was es wirklich war: als Kraft Gottes. Diese vom Heiligen Geist bewirkte Annahme des Evange- liums geschah durch große Gewissheit, die die missionarischen Verkündiger hatten, und durch große Gewissheit, die Gott denen gibt, die IHM vertrauen. Nur in dieser festen Gewissheit, dass der dreiei- nige Gott alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, können Christen in Neuguinea innerlich gefasst und besonnen auf die Phänomene im Zusammenhang mit der unsichtbaren Welt re- agieren. Im Wissen, dass der Pfeil des Bösen von Christus zerbrochen ist, haben Christen einen verlässlichen Halt. Wenn die alten Ängste vor Geist- wesen sie überfallen oder wenn die Versuchung aufkommt, die Dinge selbst in die Hand zu neh- men und vermeintliche Zauberer und Hexen umzubringen, können sie sich an die Verheißung Christi halten, dass ER bei ihnen ist bis an der Welt Ende. In dieser Gewissheit können Christen sich auch vor vermeint- liche Zauberer und Hexen stellen und sie schüt- zen. Darüber hinaus können sie Menschen, die in magische Praktiken verwickelt sind, einen Ausweg aus ihren Zwängen zeigen – denn selbst diese Menschen sind Geschöpfe Gottes, denen der Segen und die Hilfe des Evangeliums gilt. Bernd Mortsiefer ● Grausame Morde fast jeden Monat berichten die Zeitungen, dass Menschen, unter ihnen viele frauen, grausam umgebracht werden, weil man sie für Zauberer oder Hexen hält. Das Magazin focus berichtete am 12. April 2013, dass sechs vermeint- liche Hexen mit glühenden Eisen gequält und drei frauen bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Eine junge, angeb- liche Hexe wurde von einem aufgebrachten Mob ermordet. Selbst die uNo schaltete sich ein und erklärte: „Die Verein- ten Nationen sind tief verstört über zunehmende berichte von landesweiter Gewalt, folter und Morden an personen, denen Hexerei vorgeworfen wird.” Das Gesetz und ein anderes Wirklichkeitsverständnis 1971 wurde im sogenannten „Sorcery Act” die Ausübung schwarzer Magie in pNG gesetzlich verboten. Doch wegen der jüngsten Angriffe auf vermeintliche Zauberer und Hexen gibt es die Über- legung, das Verbot wieder aufzuheben. Juristisch sind große bedenken angebracht. Denn schwarze Magie ist we- sensmäßig auf Schaden oder den Tod eines Menschen ausgerichtet. Nancy Robinson von der Menschenrechts- kommission der Vereinten Nationen meint, dass die Aufhebung oder Verschärfung der Gesetze keine Lösung ist, wenn man das Recht nicht durchsetzen kann: „Wenn die neuguineischen polizisten die Situation der durch Zauberei bedingten Tötungen anders sehen (eben mit einem ande- ren Wirklichkeitsverständnis als westliche beobachter!), haben wir das große prob- lem, dass Menschen straflos davonkommen.” Wenn christliche Verkündigung das Wirk- lichkeitsverständnis der einheimischen nicht erreicht, tarnt christlicher glaube lediglich animistische Vorstellungen und Praktiken. Mithelfen: sPendencode 1200-32 Papua- neuguinea Kannibale mit seinem Speer
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