MISSION weltweit – Ausgaben 2015
17 MISSIoN weltweit 3–4/2015 RuSSLAND DARuM GEHT’S Also entschloss sie sich, zur Babuschka zu ge- hen, obwohl ihr klar war, dass sie damit ge- gen Gottes Gebote und seinen Willen verstieß. Babuschka bedeutet im Russischen eigentlich Großmutter, aber in diesem Fall war eine Zau- berin oder Hexe gemeint. Man findet sie in den Dörfern genauso wie in den Plattenbausiedlun- gen der Großstädte. Auch bei uns. Immer wieder erfahren wir in Gesprächen, dass Mütter ihre Kinder zu einer Heilerin bringen oder dass Erwachsene als Kinder dorthin ge- bracht wurden. Wir haben den Eindruck, dass ein Großteil der Bevölkerung Russlands im frühen Kindesalter dämonischen Einflüssen aus- gesetzt war. In Deutschland muss ich mir von manchen Leu- ten anhören, dass das alles „nicht so schlimm” und doch „nur Volksglaube” sei. Den solle man den Menschen in Russland doch lassen. Ja, es ist ein Volksglaube aus alter Zeit, der aus dem Schamanismus kommt und mit der Anbetung von Naturgeistern zu tun hat. Selbst über 1000 Jahre Christentum in Russland konnten ihn nicht aus den Herzen der Menschen entfernen. Und obwohl sie mit einer unglaublichen Furcht leben, soll man sie in diesem „Volksglauben” lassen? Ein Kampf zwischen den Mächten Wir merken in unserem Dienst und unserer Ver- kündigung immer wieder, wie schwer vor allem hier im Ural Gottes Wort zur Wirkung kommt. Die Menschen werden von Mächten gehindert, ganze Sache mit Jesus Christus zu machen. Es ist ein beständiges Hinken auf beiden Seiten. Man ist zwar oft christlich getauft und bekennt, (orthodoxer) Christ zu sein. Gleichzeitig ist man offen für alle möglichen Religionen und spirituellen Kräfte. Viele Russen sind der An- sicht, dass es nicht schaden kann, sich mehrere Möglichkeiten offenzuhalten – weil man ja nie weiß, welche man noch braucht, falls die ande- re nicht hilft. Uns begegnet oft eine Volksfrömmigkeit, bei der das Bekenntnis und das praktische Leben sehr weit auseinanderklaffen. Okkultismus, Aberglaube, das Zurate-Ziehen von Horoskopen und der Gang zur „Hexe” (Heilerin) – all das ist üblich. Es gibt für alle möglichen Situationen Regeln, was zu tun ist, um Glück zu haben und Unglück oder Tod zu vermeiden. Und auch bei Besuchern unserer Gemeinde ist es so, dass sie in der Angst des Aberglaubens leben oder zur Babuschka gehen, wenn in Not und Krankheit nichts anderes geholfen hat. Jesus hat Hölle, Tod und Teufel besiegt. Wir können mit unserem Reden und Handeln zei- gen, dass wir keine Angst zu haben brauchen, weil wir auf der Seite des Siegers stehen. Bitte betet, … … dass Menschen frei werden zu einem Leben mit Jesus. … dass der Teufel seine Macht über unsere Stadt Nischni Tagil verliert, in der es vermut- lich mehrere Satanskirchen gibt. … dass Gott uns bewahrt, denn dem Teufel gefällt es überhaupt nicht, dass wir in sein Reich eindringen, um es zu zerstören. … dass sich in unserer Arbeit Jesus als der Sie- ger erweist. Matthias Schindler ● Matthias und Lena Schindler leben seit 2006 in Russland und haben nach dem Sprach- studium mit dem Aufbau einer Gemeinde in Nischni Tagil im ural begonnen. Matthias hat die Ausbildung am Theologi- schen Seminar der Lieben- zeller Mission absolviert und zuvor als Verpackungsmittel- mechaniker gearbeitet. Lena war bis 2005 als Hotelfachfrau in den christlichen Gästehäu- sern Monbachtal beschäftigt. Nur ein harmloser Volksglaube? Was sollte sie nur machen? Nichts hatte geholfen – weder Medikamente noch Ärzte noch Logopädie. Der Sohn, nun schon vier Jahre alt, stotterte. Ein unding in der russischen Kultur und Gesellschaft! Selbst beten hatte nicht gewirkt. Wer konnte jetzt noch helfen? Vor der Geburtsklinik in Nischni Tagil steht eine Skulptur mit Schamanenbändern. Der Schamane ist ein Mittler zwischen seiner Gruppe und den übermenschlichen Mächten. Die Mittlerfunktion übt er mit Hilfe der Ekstase aus, welche ihn befähigt, mit den Geistern zu verkehren, um seiner Gruppe anhand bestimmter formen und Riten dienstbar zu sein. ... Er kann Krankheiten heilen, Jagdgründe öffnen, ... wahr- sagen, Hungersnöte abwen- den usw. J. f. Thiel Mithelfen: sPendencode 1820-32 russland fotos: matthias schindLer
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