MISSION weltweit – Ausgaben 2015

darum geht’s papua-neuguinea 12 Unser westliches, aufgeklärtes Weltbild hatte uns gelehrt: Nur was man sieht oder wissen- schaftlich nachvollziehen kann, ist real! Des- halb waren wir in Wahrheit denkbar schlecht auf PNG vorbereitet. Hätten wir das Neue Tes- tament ernster genommen, hätten wir das „nor- male” Denken unserer mitteleuropäischen Zeit- genossen hinterfragt. Unerklärliche Phänomene Es war in unseren Anfangswochen, etwas außer- halb von Port Moresby, gegen zwei Uhr nachts. Total verängstigt weckt mich mein einheimi- scher Mitarbeiter. „Sie sind wieder gekommen! Bitte, hilf mir.” Mir fährt ein Schauer über den Rücken. „Wer?” – „Die Geister der Ahnen!” – Was tun? In meiner Hilflosigkeit bete ich mit dem Mitarbeiter, auch wenn ich das Thema nicht verstehe. Es hilft ihm. Beruhigt geht er zu Bett. Aber bei mir bleibt die Unsicherheit. Seither begegneten uns immer wieder „unerklär­ liche” Phänomene. Irgendwann merkten wir: „Entweder sind alle falsch und verrückt oder wir erkennen die Zusammenhänge der Wirklichkeit nicht, egal ob sichtbar oder unsichtbar.” Heute weiß ich, dass Animismus (Glaube an allgegenwärtige Geister der Natur und der To- ten) nicht die primitive Vorstufe auf dem Weg zur Entwicklung einer Hochreligion ist, sondern die Folge eines fatalen Irrtums. Die Wahrheit ist aufgegeben, der Schöpfergott wird ignoriert, man spielt sich in die Hände des Systems des Vaters aller Lügen (Römer 1,21–24). Wer hat die Macht? Jesus hatte viele Begegnungen mit Dämonen und sie zitterten vor ihm. Kein Wunder. Sie alle wussten, dass er für sie gefährlich werden wür- de. Doch was ist mit uns Menschen? Wir sind gerne recht eingebildet auf unsere Fähigkeiten und unser Wissen, aber total hilflos, wenn wir mit diesen gewaltigen Mächten in Berührung kommen. Gegen sie hilft keine Bildung, keine Medizin, kein Davonlaufen. Viele Kranke wer- den in PNG von gut ausgebildeten Ärzten nach Hause geschickt: „Wir können hier nicht helfen. Es hängt mit animistischem Brauchtum zusam- men, mit Zauberei.” Auch wir hatten unsere Erlebnisse: Plötzlich auf- kommende Beklemmung, unbegründete Angst, das Gefühl, ein Unsichtbarer ist anwesend. Ge- sehen haben wir, im Unterschied zu den Einhei- mischen, noch nie etwas. Dafür bin ich dankbar. Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst …” (Jo- hannes 16,33b) und „Jetzt kommt der Fürst die- ser Welt (Satan) …” (Johannes 14,30b). Jesus fährt in den beiden zitierten Versen fort: „… aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden” und „... aber er hat keine Macht über mich.” Doch über uns hat er Macht. Wir sind zu schwach für solche Begegnungen! Deshalb gibt es nur eine Hilfe: Hin zu dem, der Sieger ge- worden ist über die unsichtbaren, dämonischen Mächte (Kolosser 2,15). Wir wurden durch 1. Jo- hannes 3,8b immer wieder ermutigt, weiterzu- gehen – auch wenn wir Widerstand, ja Feind- schaft (nicht durch Menschen!) spürten. Während eines Gottesdienstes in Bitara Das Dorf liegt an den „Geisterbergen”. Eine alte, gebeugte und bedrückte Frau sitzt vor Brigitte, erzählt und erzählt. Alles ist wirr. Sie möchte, dass Brigitte für sie betet. Doch Brigitte kann es nicht und weiß nicht einmal, warum. Fast ärgerlich zieht die Frau ab. Kurz darauf fragt eine andere: „Weißt du nicht, dass das eine Wir kamen gut vorbereitet nach Papua-Neuguinea (PNG). Dass es Dämonen gibt, war uns klar. Das weiß man als Christ. Gleichzeitig hatten wir eine nachdrückliche Warnung im Hinterkopf: Sieh nur nicht hinter jeder Kurve oder in jeder dunklen Ecke einen Dämon! Gerhard und Brigitte Stamm leben seit 1988 in Papua- Neuguinea und arbeiten in der Schulung, Bibelschulaus- bildung und Missionsmobi- lisation. In ihrem 5. Einsatz sind sie schwerpunktmäßig im Sepik-Gebiet und im Hochland aktiv bei Gemeindebesuchen in abgelegenen Gebieten, der Fortbildung von haupt- und ehrenamtlichen einheimischen Mitarbeiten, Eheseminaren und Seelsorge. Gerhard war vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission Bun- desbahnbeamter. Brigitte ist Hauswirtschafterin und Krankenschwester. Haben die „Spirits” das Weite gesucht?

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