MISSION weltweit – Ausgaben 2015
pApuA-NEuGuINEA DARuM GEHT’S 5 MISSIoN weltweit 3–4/2015 Andreas*, ein anderer Student, erzählt, dass ihm sein verstorbener Cousin Asthma geschickt habe. Der Grund: Es gab Zoff in der Familie. Erst nach einer Versöhnung könne er geheilt werden. Was würden Sie sagen, wenn Ihnen jemand so etwas erzählt? Und wie soll man es einordnen, wenn Menschen glauben, dass das Krokodil, das vor Kurzem einen Mann gefressen hat, von anderen Menschen durch magische Kräfte dazu benutzt wurde, den Mann zu töten? Was sollen wir sagen, wenn Flüche einer Tante von allen so gewertet werden, dass sie hundertprozentig eintreffen? Wichtig, trotzdem totgeschwiegen Je länger wir im Land sind, desto mehr erken- nen wir die Bedeutung der unsichtbaren Welt für die Menschen hier in Manus. Und gleichzei- tig fällt uns auf, dass das Thema in Gottesdiens- ten, Predigten oder Andachten einfach nicht vorkommt. Im Neuen Testament ist die unsicht- bare Welt ein großes Thema, im Leben der Leu- te genauso. Aber offensichtlich haben Christen dazu wenig zu sagen. Damit wird dieser Bereich des Lebens losgelöst vom Einfluss des Evangeli- ums. Er wird weder biblisch-theologisch reflek- tiert noch unter die Herrschaft Jesu gestellt. In der Nachfolge Jesu, die alle Bereiche des Lebens umfassen soll, wird dieser Aspekt einfach ausge- klammert. Wir versuchen, dem auf verschiedene Weise zu begegnen. Zum einen predige ich darüber und lasse dazu Menschen aus ihrem Leben berich- ten. Vor einiger Zeit sprach ich über einen Bi- beltext, in dem es darum ging, dass Jesus böse Geister ausgetrieben hatte. Dorothea erzählte anschließend, dass es ihr eine Hilfe war, regel- mäßig zu einem Pastor zu gehen, um diese At- tacken aus der unsichtbaren Welt vor Gott zu bringen. Sie berichtete, wie die Probleme nach und nach besser wurden und wie sie dadurch Gottes Macht erfuhr. Die Gottesdienstbesucher waren dankbar, dass endlich jemand das Thema aus der Ecke herausgeholt hatte. Der Anstoß von außen hilft Mit Andreas und seinen Klassenkollegen haben wir im Fach Theologie des Neuen Testaments die Aspekte, die mit der unsichtbaren Welt zu tun haben, gründlich beleuchtet. Wenn einhei- mische Christen die Bibel lesen und verstehen, können sie kompetenter als wir Missionare Fra- gen beantworten, die sich aus ihrem Kontext für das Leben als Christ ergeben. Aber es braucht dazu den Anstoß von außen. Wir Menschen sind zu oft blind für das, was für uns „so normal” ist. Wir nehmen nicht wahr, dass das Wasser nass ist, in dem wir schwim- men. Wir sitzen in einem „kulturellen Gefäng- nis”, wie es Sherwood Lingenfelter einmal genannt hat, ein bekannter Anthropologe und Christ. Das gilt nicht nur für Menschen in Ma- nus, sondern genauso für Europäer. Der wichtige Auftrag von uns Missionaren be- steht weniger darin, die fertigen Antworten zu bringen, sondern die Reflektion des eigenen Le- bens und der eigenen Kultur anhand des Wortes Gottes zu fördern. Simon Herrmann ● Simon und Yvonne Herrmann leben mit ihren drei Kindern auf der Insel Manus. Simon ist Lehrer an der bibelschule, Yvonne unterrichtet ihre Kinder mit fernschulmaterial. beide sind außerdem in der Jugend- und Studentenarbeit aktiv. Der frühere fachangestellte für Arbeitsförderung und die Industriemechanikerin haben die Ausbildung am Theologi- schen Seminar der Lieben- zeller Mission absolviert und waren in Deutschland in der Ec-Jugendarbeit engagiert. „Knochenmann” bei einem Kulturfest, Manus Das Thema aus der Ecke holen Dorothea* kam aus einer anderen neuguineischen provinz zu uns an die bibelschule nach Manus. Sie war jung, wissbegierig, aber oft auch schwächlich und krank. Nach einiger Zeit erzählte sie: „Wenn ich abends im bett liege, kommt immer wieder ein böser Geist und setzt sich auf mich. Das tut weh und erschwert mir das Atmen.” fotos: simon herrmann 17 Männer und frauen studieren zurzeit Theolo- gie in unterschiedlichen Ausbildungsgängen an der „bibelschule der Evangeli- schen Kirche von Manus” (bild). Sie kommen auch aus anderen Landesteilen und anderen Kirchen. unter ihnen sind auch pastoren, die bereits eine einfache Ausbildung bekommen ha- ben und ihr Wissen vertiefen möchten. * Namen geändert Mithelfen: sPendencode 1200-32 Papua- neuguinea
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