MISSION weltweit – Ausgaben 2015
20 WEITERDEnKEn >> GAStBeitrAG Von Dr. kLAUS eickHoFF Am Anfang war die Geborgenheit Ein Kind wacht auf in der Nacht. Es hatte einen schweren Traum. Nun kommt es zu sich. Im Zimmer ist es dunkel, und in der Dun kelheit ist es allein. Panische Furcht greift nach dem Kind. Das kleine Wesen hat große Angst. Was tut es? Es schreit nach der Mutter – laut, durchdringend laut. Was meldet sich da? Eine Ur- angst, sagen die Psychologen. Die Angst des Kindes in der Nacht steht für die Angst aller Menschen, die sich fürchten. Unser Le- ben kennt tausend Ängste, die wie mit knöchrigen Fingern nach uns greifen. Dabei kommen wir alle aus einer tiefen Geborgenheit. Zu Anfang waren wir behütet, umgeben von Wärme und Schutz. Wir wur- den getragen, durchgetragen – sanfter ging es nicht. Wir hörten das Herz der Mutter. Es war, als schlüge es nur für uns. Jeder vom Herzen kommende Laut war auf den Ton gestimmt: „Du mein Kind, mein Schatz und Kleinod. Ich bin bei dir. Ich trage dich durch. Ich habe dich lieb!” Herzschlag für Herzschlag Signale inniger Liebe. Da waren wir wunderbar eins mit der Mutter, mit ihr verwoben, verschmolzen. Sie umgab uns von allen Seiten. Sie hielt ihre Hand über uns. Wir waren wie im Paradies. Es fehlte an nichts. Was wir benötigten, wurde uns zugeführt. Wir schwammen im Glück, erlebten Ge borgenheit, waren gehalten, fest verbunden, wie verwurzelt und doch auf Entfaltung angelegt. Gab es einmal laute Töne von draußen, so drangen sie doch ge dämpft an das zarte Ohr. Es gab auch mal einen Stoß. Oder die Mutter war traurig, was schon das kleine Wesen spürte. Aber in allem waren wir behütet, geborgen. Mühelos wuchsen wir heran. Wir haben uns empfangen und mussten nichts dazu tun. Manche Menschen haben Kenntnis davon, dass sie nicht gewollt waren. Dieses Wissen belastet oft schwer. Es gibt jedoch eine Voraussetzung zur schönsten Therapie: Haben mich auch meine Eltern nicht gewollt, so bin ich doch ein Wunschkind des Ewigen. „Jeder Mensch ist ein Gedanke Gottes, der aus der Ewigkeit in die Zeit getreten ist” (Hermann von Bezzel). Im Normalfall gilt, dass der neue Mensch heiß erwartet, von Wärme umgeben und sehr geliebt wird. Das war das Erste, was unsere Seele erfuhr: Ich bin geliebt. Das Dasein ist schön. Vertrauen Mit ängsten konfrontiert haben wir zwei Möglichkeiten: Wir können versuchen, vor ihnen zu fliehen. die bessere Möglichkeit besteht darin, der angst zu begegnen. Gastbeitrag von Dr. Klaus Eickhoff FoTo: iSTockPhoTo.coM/JuLiEVMac
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