Vorwort der Herausgeber Die Stuttgarter Gottesdienst- und Gemeindestudie bietet für die innere Metropolregion Stuttgart (Bevölkerung: 2,7 Millionen) eine neue und bislang einzigartige Faktenlage zur Wirklichkeit christlicher Kirchen und ihrer Gottesdienste. Ihre Brisanz resultiert aus der Tatsache, dass die Zahlen und Erkenntnisse ein signifikant anderes Bild von Kirche und Gottesdienst zeigen, wie es eine mitgliederbezogene Perspektive vermittelt: Die beiden Volkskirchen repräsentieren lediglich die Hälfte der Gemeinden und ihres wöchentlichen Gottesdienstbesuchs. Das gemeinhin vermittelte Kirchenbild, das nur die evangelische und katholische Kirche zeigt, übergeht die andere Hälfte der real existierenden Gemeinden und ihrer Gottesdienstbesucherinnen und -besucher! Einzigartigkeit kann das Buch auch aus einem zweiten Grund beanspruchen: Der zugrunde liegende Forschungsansatz macht es erstmals möglich, die Gottesdienst- und Gemeindewirklichkeit einer Metropolregion Deutschlands in der ganzen Breite ihrer Ökumene in den Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Betrachtung zu stellen. Dabei handelt es sich um ein spezielles Forschungsformat sogenannter »Metropolstudien«, die für solche Studien eigens am Liebenzell Institute for Missiological, Religious, Intercultural, and Social Studies (LIMRIS) der Internationalen Hochschule Liebenzell entwickelt wurden. Diese kirchenkundlich-kirchensoziologisch ausgerichteten vergleichenden Studien können die Kirchenlandschaft in ihrer Einheit und Pluralität differenziert beschreiben, kritisch untersuchen und zur Erarbeitung neuer kirchentheoretischer Impulse dienen. Insbesondere durch die Kombination verschiedener beobachtungsleitender Theorien und Konzepte gelingt es, eine präzise kirchenkundliche Bestimmung der Gemeinden vorzunehmen, sie nach verschiedenen Gesichtspunkten zu kategorisieren und in einem vergleichenden Verfahren in gemeindestrategische und -kybernetische Überlegungen zu überführen. Die Volkskirchen berichten seit Jahren über anhaltend hohe Austrittszahlen. Die Studie zeigt für die innere Metropolregion Stuttgart, dass sich darin nur eine Seite der kirchlichen Wirklichkeit abbildet. Neben den beiden Großkirchen gibt es ein vitales Segment überwiegend protestantischer Freikirchen, die zusammen mehr als 40 Prozent der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher mobilisieren. Ein weiteres wichtiges Ergebnis liegt in der Feststellung, dass wachsender oder überdurchschnittlicher Gottesdienstbesuch nicht mit der konfessionellen oder denominationellen Zugehörigkeit einhergeht, sondern mit anderen Faktoren korreliert. Über die Lücken und Tücken empirischer Religionsforschung lässt sich trefflich streiten. So auch über den Fokus, auf den sich eine solche Unter-
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