15 Geleitwort Verbindlichkeit gerade nicht will. Patrick Todjeras hebt in dieser Studie zudem hervor, wie sehr das freikirchliche Milieu unter Spannung steht und diskutiert die Bedeutung post-evangelikaler Diskurse. Ebenso warnt Philipp Bartholomä davor, zu viel von einem aus Bekehrungen gespeisten Wachstum zu erwarten. Deutlich wird allerdings, dass moderne Gottesdienste – und eine auf sie bezogene Gemeindearbeit – Wachstumsfaktoren sind. Allerdings gilt: »Derart zeitgemäße Gottesdienste entfalten ihre Wirkung aber wiederum nur dann, wenn glaubensmäßig überzeugte Bezugspersonen im Vorfeld ausdauernd in tragfähige und vertrauensvolle Beziehungen investiert haben.« (S. 392 in diesem Buch). Der Faktor des persönlichen Charismas in der Weitergabe des Glaubens bleibt durch alle Konfessionsfamilien hindurch entscheidend. Gerade dieser Gedanke verweist auf die Prozesshaftigkeit jedweder Gemeindeentwicklung, die letztlich davon lebt, dass der Glaube intergenerational – meist in der Familie – weitergegeben wird. Und damit wären wir wieder am Anfang. Was treibt die Christen in der Region Stuttgart in ihren Gemeinden um? Warum besuchen erstaunlich viele sonntags ihre Gottesdienste? Dazu finden sich zahlreiche Analysen in diesem Buch. Unterschiedliche Profile einer ökumenisch versöhnten Vielfalt werden deutlich. Das macht Hoffnung für die Zukunft des christlichen Glaubens in einem säkularisierten Land! Noch sind die großen parochial verfassten Volkskirchen ressourcenstark, aber das wird sich ändern. Religiös vitaler scheinen denn doch die kleineren »Congregations« zu sein, die schon immer ein, wenn man so will, »bürgerschaftliches« Gegenmodell gegen die ehemaligen »Staatskirchen« boten. Für die weitere Entwicklung ist entscheidend, welches Kirchenmodell sich im allgemeinen Druck der Säkularisierung als am resilientesten erweist. Anders gesagt: In welchem Modell finden sich genügend »Anreize« zur aktiven Weitergabe des Glaubens, zur missionarischen Dynamik? Zur Diskussion dieser Frage liefert dieses Buch viel neues Material. Danke für diese Studie! Prof. Dr. Gerhard Wegner, bis 2019 Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD und apl. Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Marburg
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